* 29. Januar 1949
† 1. Juli 2020
von Roberto Reale (Fortschreibung) Neo Hülcker (Grundblatt)
Essay
Die Umgebung, in der Kaul aufwuchs, insbesondere ein Kiefernwald und die Nordseeinsel Sylt, wirkten als Faktoren, die seinen kompositorischen Weg beeinflussten. Einige seiner frühkindlichen Klangexperimente arbeitete er in späteren Werken aus. Auch die Eindrücke, die er bei den Massai in Ost-Afrika erfuhr, brauchten fast zwei Jahrzehnte, bis sie sich auf seine kompositorische Arbeit auswirkten.
Auf vielfache Weise tauchen Texte in Kauls Arbeiten auf. Er verarbeitet Stimmhäufungen, die er als »Textmüll« bezeichnete, als Texturen, verwendet Sprache als Lautpoesie – wie in Arabesken für Stimme (Mundartisten), Flöte, Trompete, Gitarre und Schlagzeug (2004/05) mit den Namen von Helden aus den Romanen Karl Mays – oder auch als Nacherzählungen von Schriften anderer, wie z.B. in Thinking about air … a song? für Stimme, Flöte, E-Gitarre, Perkussion und Kontrabass (nach Henri Michaux und einem Gespräch vierjähriger Kinder, 2011). Der Titel fungiert manchmal aber auch nur als gedanklicher Anstoß zu einer Musik wie Rigby, Father Mackenzie, a Face in the Jar and some lonely People für Perkussion, Drehleier und Zuspielband (2005).
Spuren seiner rockmusikalischen Vergangenheit finden sich als Anspielungen bereits in Titeln wie Revolver für Drehleier und Stimme (Walther von der Vogelweide, ...